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Das Perspektivische bei
Friedrich Nietzsche und Fernando Pessoa

© Christel Baumgart 2023


Was heißt perspektivisch?
Friedrich Nietzsche
Fernando Pessoa
Das Perspektivische – ein Vergleich
Anmerkungen
Literaturverzeichnis


Was heißt perspektivisch?

Der Mensch braucht eine gewisse Sicherheit im Leben. Er ist gern fest verwurzelt, wenn nicht an einem Ort, dann doch in Traditionen. Aus dieser Geborgenheit heraus ist es ihm möglich, Schritte, kleine Wege auf unsicheres, unbekanntes Terrain zu wagen. Dabei ist er immer darauf bedacht, ganz bestimmte, feste Bezugspunkte nicht aus den Augen zu verlieren, um das Vertraute hinter sich zu sichern. Ist er durch diese Rück-Sicht nicht vielleicht ständig auf einem Auge blind?

Perspektive kommt vom lateinischen perspicere und bedeutet hindurchschauen, mit dem Blick durchdringen, ja auch deutlich sehen und erkennen. Wie kann man mit dem Ballast, den uns Tradition, Geschichte, Erziehung und Umwelt aufgebürdet haben, auch nur einen Schritt auf Neuland wagen, ohne dass unsere Altlasten an Überzeugungen und Erfahrungen uns zu Boden zögen? Wieviel Wissen muss man ablegen, um unbefangen zu sein?

Im alltäglichen Leben machen wir uns nur selten darüber Gedanken, dass unsere Wahrnehmung der Welt auch von dem Standpunkt, den wir einnehmen, abhängt. Jeder nimmt die Welt von seinem Platze aus für so gegeben, wie sie sich ihm zeigt. Dass entferntere Bäume kleiner zu sein scheinen als näher stehende, dass breite Straßen, die von uns fortführen, am Horizont nur noch wie ein Punkt aussehen, ist uns von klein auf vertraut, und wir kommen sehr gut durchs Leben, ohne eine Ahnung von den optischen und geometrischen Gesetzen zu haben, die dieses Phänomen beschreiben. Es spielt keine Rolle, ob sich die Dinge mit der Entfernung verändern oder nicht, solange wir uns mit ihnen im gleichen System befinden.

Versuchen wir aber, einen Schritt aus diesem System heraus zu tun, hängen uns unsere Erfahrungen wie unendlich schwere Gewichte am Bein. Und wir müssen bald lernen, dass wir nichts außerhalb unserer persönlichen Welt erfahren können. Schon der nächste Mensch ist uns im Innersten rätselhaft. Tiere und Pflanzen bleiben uns fremd. Und eigentlich kennen wir auch das nicht richtig, das da in uns denkt, dieses Ich.

Wir können uns nicht außerhalb der Welt stellen und sie im Ganzen erfassen. Wir können nicht aus unserer Haut fahren und uns von außen betrachten. Selbst ein menschliches Gegenüber bleibt uns in seiner Totalität fremd. So versuchen wir, ob es nicht vielleicht auf einem anderen Wege, aus einer anderen Perspektive heraus möglich wäre, mehr von der Welt, mehr vom Leben zu erfahren und zu verstehen.

Auf diesem Wege werden uns Phänomene begegnen, die wir bisher außer Acht gelassen haben. Zwar können wir einen Gegenstand von allen Seiten betrachten und annehmen, dass uns keine Stelle verborgen bliebe. Niemals aber können wir ihn zur gleichen Zeit von allen Seiten sehen. Wollten wir auch seine innere Beschaffenheit kennen lernen, müssten wir seine Oberfläche zerstören. Danach stünden wir vor den Trümmern und hätten das Ganze mehr denn je aus den Augen verloren.

Das Ganze entzieht sich unserer Erkenntnis im kleinsten Stofflichen wie in der Welt an sich. Wir können versuchen, unzählige Facetten einer Sache gedanklich zu beleuchten und uns ihr so zu nähern. Auf diese Weise werden Widersprüche auftreten müssen – schon allein, weil darüber Zeit vergeht und nichts bleibt wie es ist. Wo Widersprüche sind, kann es keine eindeutigen Aussagen geben. Trotzdem sind es gerade die Widersprüche, die uns mehr von einer Sache erkennen lassen – und sei es die Erkenntnis, dass all unser Wissen vorläufig ist.

Ein anderer Weg, die Welt zu sehen, bedient sich der Vorstellungskraft und Kreativität. Literatur und Malerei etwa erlauben einen anderen Blick auf das Leben und die Welt. Utopien werden gelebt, welche die nur reale Welt auf den Kopf stellen und dem Gegebenen Möglichkeiten hinzufügen. Frei von jeglicher Nachahmung erfindet der Künstler eine andere, neue Welt.

Der Wille, aus der Sicherheit des unhinterfragten Lebens auszubrechen und hinter das vermeintlich Offensichtliche zu blicken, ist keine neue Erscheinung. Wenig hätte sich bewegt, wären nicht zu jeder Zeit Menschen zu Unbekanntem aufgebrochen. Und immer haben sie dafür Traditionen über Bord geworfen, eingefahrene Denkweisen verlassen, sich dem Fremden ausgeliefert. Sie waren bereit, die Welt mit anderen Augen zu sehen, von einem anderen Standpunkt aus und unter einer neuen Perspektive. Das erforderte neben einer gehörigen Portion Neugier und Wissensdurst auch immer eine Menge Mut.

Als Beispiele sind hier etwa Kopernikus und Descartes zu nennen. Die kopernikanische Wende revolutionierte das Weltbild des Menschen in gewaltigem Ausmaße. Die neue Erkenntnis, dass die Erde nicht das Zentralgestirn im All ist, um das herum alles ausgerichtet ist, brachte auch ein ganz neues Menschenbild mit sich. Der bis dahin bestehende Anthopozentrismus erwies sich als Wunschdenken. Das Bild, das der Mensch von sich hatte, schrumpfte gewaltig, er verlor an Bedeutung und wurde zu einem unbedeutenden Teil der Welt.

Descartes führte im 17. Jahrhundert den methodischen Zweifel in die Philosophie ein. Mit der Methode der Resolution und (Re-)Komposition wandte er sich gegen ungeprüfte Prinzipien in der Wissenschaft und suchte analog zur Mathematik nach objektiv Wahrem. Jegliche Wissenschaft, auch die Philosophie, sollte so von falschen Voraussetzungen und Spekulationen befreit werden.

Als im ausgehenden 19. Jahrhundert Friedrich Nietzsche radikal die wichtigsten Traditionen des Abendlandes in Frage stellte und Moral- und Religionsstatuten aus den Angeln hob, steckte dahinter mehr als Forscherdrang. Auf der unerbittlichen Suche nach Wahrheit war er nicht willens, auch nur eine Tatsache als gegeben anzunehmen, solange ihr Ursprung nicht geklärt war. Diese Skepsis führte notwendigerweise auch und gerade zum Zweifel an den grundlegenden Werten unserer Kultur und schließlich zum Verlust dieser Werte. Was Nietzsche abzulegen versuchte, wird Habermas später die Normsuggestion der Vergangenheit nennen.

Als Sprachwissenschaftler setzte Nietzsche bei den Begriffen an und stellte fest, dass die Worte nur Symbole für die Relationen der Dinge untereinander sind. Nietzsche hatte seine eigene Methode, einen Begriff zu untersuchen. Er kreiste ihn ein, indem er immer neue Standpunkte einnahm und so auch widersprüchliche Antworten bekam. Dieser ständige Perspektivenwechsel relativierte die Einzelurteile. Eine andere Perspektive einzunehmen, diente ihm immer auch zuerst zur Selbsterkenntnis.

Selbsterkenntnis aber ist unerlässlich, um zu einer Autonomie zu gelangen. Diese Idee war seit dem Beginn der Aufklärung virulent. Mit dem Zerfall des anthropozentrischen Weltbildes war das Bild, das sich der Mensch von sich machte, sehr viel kleiner und unbedeutender geworden. Nach der Loslösung von einem veralteten Weltbild musste auch eine Ablösung von weiteren Lasten der Vergangenheit erfolgen, insbesondere von Tradition und Geschichte. In einer Welt, in der nichts mehr so gilt wie ehedem, muss auch der Mensch sich neu definieren.

Mit der Lösung aus Traditionen öffnete sich der Weg in die Moderne. Die literarische Moderne entwarf eine Gegenwelt zur wissenschaftlich-technisch-ökonomischen Modern[1]. Ihr großer Wegbereiter in Deutschland im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts war Nietzsche. In Portugal sollte Fernando Pessoa einige Jahre später diese Rolle übernehmen.

Fernando Pessoa erschuf eine Anzahl von Personen in seiner Vorstellung. Er versah sie mit Namen, Charakter und Schicksal. Die Dichter unter ihnen schrieben mit unterschiedlicher Feder, ihren Interessen folgend. Sie waren seine Geschöpfe nicht wie es Figuren für einen Autor sind, vielmehr waren sie Teile seiner Persönlichkeit, die ihre eigenen Leben lebten und nur zu bestimmten Zeiten in den Vordergrund drängten.

Mit diesen Personen versuchte Pessoa auf ungewöhnlichem Wege, die Möglichkeiten seiner selbst auszuschöpfen. Mit ihrer Hilfe nahm er verschiedene Standpunkte ein, blickte jeweils anders in die Welt, sah aus einem anderen Blickwinkel, schrieb in einer anderen Sprache.

Auch für Pessoa, der geboren wurde, als Nietzsches Spätwerk entstand, ist es die Suche nach den Facetten der Wahrheit, die ihn seinen ungewöhnlichen Weg gehen ließ. Die Heteronyme ermöglichten ihm, einen jeweils anderen Blick auf die Welt zu werfen, sie aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

Im Folgenden möchte ich die Unterschiede des Perspektivischen bei Nietzsche und Pessoa untersuchen. Dabei werden auch die existenziellen Bedingungen berücksichtigt.


Friedrich Nietzsche

Wir glauben etwas von den Dingen selbst zu wissen, wenn wir von Bäumen, Farben, Schnee und Blumen reden und besitzen doch nichts als Metaphern der Dinge, die den ursprünglichen Wesenheiten ganz und gar nicht entsprechen. [2]

Ein Zitat, kennzeichnend für das Denken Nietzsches. Wir erleben ein Individuelles und haben dafür Begriffe. Begriffe aber suggerieren, dass jeder das Gleiche darunter versteht. Indem wir vom Blatt sprechen, vergessen wir allzu leicht, dass kein Blatt dem andern gleicht, dass es das Blatt an sich nicht gibt. Gleichzeitig aber haben wir eine Vorstellung von Blatt im Allgemeinen – einem Ding, das sich nicht fassen lässt: einen Begriff. Nietzsche fand: „Jeder Begriff entsteht durch Gleichsetzen des Nicht-Gleichen.“[3]

Wir glauben zu wissen, was ein Blatt ist. Erst bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, dass jeder von uns etwas Ähnliches, aber doch Verschiedenes meint. Nicht anders verfahren wir mit abstrakten Begriffen wie Moral, Gerechtigkeit oder Wahrheit. Begriffe sind für Nietzsche Metaphern. Sie unterliegen einer Veränderbarkeit im Laufe von Generationen und erhalten zusätzlich zu ihrer Unbestimmtheit oftmals auch noch eine Bedeutungsverschiebung. Ihr Ursprung liegt für den heutigen Menschen unter der Geschichte von Jahrhunderten und Jahrtausenden verschüttet. Die Wertvorstellungen, die wir mit ihnen assoziieren, hinterfragen wir im Allgemeinen nicht mehr. Sie haben den Charakter der Allgemeingültigkeit angenommen und werden uns wie selbstverständlich vom ersten Lebenstag an beigebracht. So kommt es zur Feststellung Nietzsches, dass jedes Wort ein Vor-Urteil sei.[4] Doch es geht nicht ohne Sprache, ohne Begriffe. Wie aber können wir etwas verstehen, wenn Sprache, wenn Begriffe nicht eindeutig sind?

So stellte Descartes den methodischen Zweifel an den überlieferten Meinungen bewusst in das Zentrum seiner Philosophie. Als einzige Gewissheit blieb ihm die Tatsache seines Zweifelns selbst: Dass ich zweifle, also ein denkendes Wesen bin und existiere.

Zwar steht auch für Nietzsche der Zweifel am Anfang: „Der Glaube an die Wahrheit beginnt mit dem Zweifel an allen bis dahin geglaubten Wahrheiten.“[5] Er spricht sich aber gegen solch eine scheinbare Gewissheit aus, wie sie in Descartes ‚cogito, ergo sum‘ (‚Ich denke, also bin ich‘) vorliegt: An „unmittelbare Gewißheiten“ glaubten nur „harmlose Selbstbeobachter“. [6] Stets finde eine Fälschung statt – von Seiten des Subjekts wie von Seiten des Objekts. „Man sollte sich doch endlich von der Verführung der Worte losmachen!“ [7] Im Satz ‚Ich denke‘ ist weder klar, was ‚denken‘ ist, noch wer dieses ‚Ich‘ ist, das diese Tätigkeit ausübt. Jedes Wissen bezieht sich auf anderes Wissen. Deshalb verleiht es keine unmittelbare Gewissheit.

Der Zweifel darf also bei keinem Begriff Halt machen. Wenn wir aber gar keinen festen Bezugspunkt annehmen dürfen, was bleibt dann überhaupt an Erkenntnis übrig? Und was dürfen wir für wahr erachten?

Wir sind in unserer Erkenntnisfähigkeit dadurch eingeschränkt, dass sich uns das Objekt unseres Interesses zu einer Zeit immer nur von einer bestimmten Seite zeigt, dass wir selbst von den Bedingungen unseres Standpunktes bezüglich Ort, Zeit und Interesse abhängig sind und dass die Begriffe, mit denen wir unsere Erkenntnis festhalten wollen, unklar und unbestimmt sind. [8]

Wir müssen versuchen, uns einer Sache von den verschiedensten Seiten zu nähern, sie aus allen möglichen Blickwinkeln zu untersuchen. Dieses perspektivische Sehen und Denken zielt nicht darauf ab, das intendierte Phänomen in seiner Gesamtheit zu begreifen – es will nur so nah wie möglich an das Leben heranführen. Leben meint bei Nietzsche die Ganzheit, die Totalität. Für ihn ist „das Leben ein Mittel der Erkentnis“.[9] Nietzsche sagt:

Es gibt   n u r   ein perspektivisches Sehen,   n u r   ein perspektivisches ‚ Erkennen‘; und je mehr Affekte wir über eine Sache zu Worte kommen lassen, je mehr Augen, verschiedne Augen wir uns für dieselbe Sache einzusetzen wissen, um so vollständiger wird unser ‚Begriff‘ dieser Sache, unsre ‚Objektivität‘ sein.[10]

Er sieht: „... der Einzelne, und sei es der Größte, sitzt auf seinem Punkte der Peripherie fest, mit einer unerbittlichen Miene der Hartnäckigkeit, als ob der Kreis nie geschlossen werden dürfe.“[11] Nietzsche spricht sich immer wieder gegen dieses Verharren aus. Sein gesamtes Werk ist ein beständiges Kreisen um die Totalität, der ununterbrochene Versuch, so viel wie irgend möglich zu erkennen. Es ist ein Kreisen an der Peripherie, aber notwendigerweise innerhalb des Systems.

Es ist eine überschaubare Anzahl von Themen, die Nietzsche immer wieder aufgreift und untersucht. Zu ihnen gehören beispielsweise: Wahrheit, Moral, Gerechtigkeit, Kunst, Gut und Böse. Die gleichen Themen, die gleichen Begriffe durchziehen seine Schriften und er wird nicht müde, über die Jahre seines Schaffens hinweg, immer wieder andere Aspekte zu finden und neue Akzente zu setzen.

Nietzsche wendet sich insbesondere gegen den metaphysisch und religiös begründeten Gebrauch solcher Begriffe. Gut und böse etwa sagen in erster Linie etwas über die Perspektive, den Standpunkt des Menschen aus, der sie verwendet. Sie haben keinen objektiven Charakter. Gegensätze sind für Nietzsche Konstruktionen des Verstandes. Wo in der Natur gleitende Übergänge herrschen, da setzt der Mensch den Gegensatz.

Wenn man etwas über eine Sache gesagt habe, solle man es direkt ein zweites Mal aussprechen, fordert Nietzsche. Eine Sache könne zwar auf einem Beine stehen. Mit zwei Beinen jedoch könne sie auch gehen und komme herum. Ein zweites Mal ist bei Nietzsche nicht dasselbe wie das erste Mal, denn es gibt keine Identität von Dingen in der Zeit. Also wird jede wiederholte Aussage zu einer Sache von der vorangegangenen abweichen oder die Sache selbst wird sich – kaum merklich – verändert haben.

„Einem, der viel gedacht hat, erscheint jeder neue Gedanke ... sofort in Gestalt einer Kette“ [12], befindet Nietzsche. Ich würde ein anderes Bild wählen, das seine Methode noch besser verdeutlicht: Es ist das Netz.

Wie sieht das aus? Wenn wir zum Beispiel verfolgen, was Nietzsche zum Begriff Wahrheit gesagt hat, so finden wir Aussagen darüber an den verschiedensten Stellen seiner Schriften. Er betrachtet Wahrheit mit unterschiedlichen Absichten, unter verschiedenen Voraussetzungen, und immer wieder in anderen Zusammenhängen: Wahrheit und Irrtum, Wahrheit und Moral, Wahrheit und Sprache, Wahrheit und Kunst, Wahrheit und Pflicht. Die Moral wiederum betrachtet er nicht nur im Zusammenhang mit Wahrheit, sondern an anderen Stellen etwa mit Gerechtigkeit, Lüge, Geschichte, Autorität und Philosophie, aber auch mit den bereits zuvor erwähnten: Irrtum, Sprache, Kunst und Pflicht. Ebenso verhält es sich mit allen anderen Begriffen, so dass man zu guter Letzt feststellen kann: Eines greift in das andere über, jedes ist mit jedem auf irgendeinem Wege verbunden und verknüpft. So entsteht ein Netz, das sich um das Leben schlingt. Und so erklärt sich auch, dass wir in Nietzsches Schriften wie in einem Lesebuch umherstreifen können. Es ist überall Anfang, überall ein Wegweiser zum nächsten und übernächsten Knotenpunkt.

Nietzsches Sachen stehen nicht nur auf zwei Beinen. Sie tauchen an vielen Stellen in etwas anderer Form wieder auf. Er versuchte, ihnen so viele Beine wie möglich zu geben, um das Leben in einem immer feiner maschigen Netz zu umfangen. Doch selbst wenn wir uns das Leben, diese Totalität als irgenwie begrenzt und abgeschlossen vorstellen, ist doch die Anzahl der möglichen Knotenpunkte des Netzes unendlich.

Dem Aufsuchen immer neuer Standpunkte im Denken entspricht bei Nietzsche seine Leidenschaft für das Erkunden der freien Natur. Schon in jungen Jahren verbrachte er Urlaub und Freizeit in den Bergen. Seit 1881 lebte er im Sommer regelmäßig in Sils Maria und unternahm ausgedehnte Wanderungen ins Gebirge.

Mit dem Wandern geht ein ständiger Perspektivenwechsel einher. So wie wir neue Eindrücke mit dem Durchwandern neuer Landschaften gewinnen, so vollzieht sich auch eine Wandlung in uns selbst. Unser innerer Horizont erweitert sich mit jedem neu überblickten Tal, mit jeder durchtasteten Höhle, mit jedem neuen Gedanken.

In Nietzsches Werken, insbesondere aber im „Zarathustra“, ist das Wandern, der ständige Wechsel der Perspektive, ein wichtiges Element. Es kommt zu einer permanenten Veränderung des Aufenthaltsortes. Zarathustra gelangt auf seinen Wanderungen in Täler, auf Gipfel, in Höhlen, in die Wüste, in die Stadt. Es stehen sich extreme Motive gegenüber: Eis und Feuersglut, Meer und Gebirge, Einsamkeit und Geselligkeit.

An diesen genannten Extremen wird deutlich, auf welche Weise der Perspektivenwechsel erfolgt: Gegensätze werden aufgesucht, Pole bestimmt. Sie sind keine Ziele, nur Zwischenstationen. Genauso wichtig und wesentlich wie sie sind alle einzelnen Schritte des Weges, denn jeder verändert den Blick. Auf das Denken übertragen bedeutet das: Ein ständiges Umdenken und eindringliches Erleben des Widerspruchs. Der Widerspruch ist ein notwendiges Ergebnis des Perspektivischen. Er steht im Gegensatz zur Totalität und doch wirken sie beide gemeinsam. Die ersehnte Einheit besteht aus unendlich vielen Widersprüchen.

Wir können das antinomische Denken als ein Grundprinzip des Perspektivismus betrachten. Es findet seine angemessenste Ausdrucksform im Aphorismus. Dem Aphorismus – allein stehend, sich selbst genug, provozierend – entspricht der Individualismus des Aphoristikers. Der Aphorismus ist stets sehr subjektiv geprägt, er verlässt das Systemdenken, überrascht den Leser durch eine Eröffnung mehrschichtiger Denkpositionen und fordert die gedankliche Auseinandersetzung heraus.

In Nietzsches Schriften kommt dem Aphorismus eine entsprechend herausragende Position zu. Seine Aphorismen tendieren zu einer Überwindung ihrer singulären Tendenz.  So  besteht z. B. „Menschliches, Allzumenschliches“ aus einer Aneinanderreihung von Aphorismen. „Jenseits von Gut und Böse“, „Morgenröte“, „Die fröhliche Wissenschaft“ und „Götzendämmerung“ haben den Aphorismus neben dem Kurzessay als wichtigstes Element.

Die Aphorismen Nietzsches sind in ihrer Aufeinanderfolge oftmals thematisch verwandt oder aufeinander bezogen. So erscheinen sie als verschiedene Facetten einer Sache – widersprüchlich, paradox, unauflöslich. Nietzsche strebt mit seiner perspektivischen Methode keine Versöhnung der Gegensätze an. Sie sollen vielmehr geduldet und ausgehalten werden.

Unseren Intellekt bezeichnet Nietzsche als einen ‚Spiegel‘: Wir sehen die Welt darin verkehrt. Wir sind gefangen darin. Ein Entrinnen ist nicht möglich, denn die Sprache, die Worte liegen uns im Wege. In der Sprache sieht Nietzsche eine zweite Welt, neben der vorhandenen. Von diesem Ort aus, von dem er sich sicheren Boden versprach, wollte der Mensch die übrige Welt aus den Angeln heben. Mit der Sprache glaubte er den Schlüssel zur „Erkenntnis der Welt“ zu haben [13].

Aber: „Jeder Begriff entsteht durch Gleichsetzen des Nicht-Gleichen“ [14 ] und das Eigentliche bleibt unfassbar. Unsere Sprache vermittelt nur Scheinwahrheiten. Die Begriffe bezeichnen etwas – sie erklären nichts. Die verschiedenen Philosophen füllen immer wieder „ein gewisses Grundschema von   m ö g l i c h e n  Philosophien aus“, schreibt Nietzsche.[15] Sie laufen stets wieder dieselbe Kreisbahn, auch wenn sie sich noch so kritisch und unabhängig vorkommen. Was sie in einer bestimmten Ordnung hintereinander hertreibt, ist die „eingeborene Systematik und Verwandtschaft der Begriffe. Ihr Denken ist in der Tat viel weniger ein Entdecken als ein Wiedererkennen, Wiedererinnern, eine Rück- und Heimkehr in einen fernen uralten Gesamt-Haushalt der Seele, aus dem jene Begriffe einstmals herausgewachsen sind.“[ 16]

Für Nietzsche leben wir in einer Welt des Ausgelegtseins und der selbst geschaffenen Zusammenhänge. Absolutes Erkennen kann es für unseren Intellekt nicht geben. Deshalb sind für ihn Philosophen, die sich auf der Suche nach dem ‚Ding an sich‘ befinden, zum Scheitern verurteilt. Nietzsches Weg und Methode, dem entgegenzutreten: an Stelle des eindimensionalen Denkens ein perspektivisches setzen und so den Blick frei machen für Neues.


Fernando Pessoa

Vermutlich aus dem Jahr 1916 stammt Pessoas Notiz über Charakteristika der gegenwärtigen Epoche:

Wir erleben die Dekadenz, die aus dem Bankrott aller vergangenen, ja sogar noch vor kurzem gültigen Ideale resultiert. Wir erleben die Intensität, das Fieber, die turbulente Aktivität des modernen Lebens. Wir erleben schließlich den nie dagewesenen Reichtum an Gefühlen, an Ideen, an Fieberanfällen und Delirien, den die europäische Stunde uns bringt.

Die moderne Kunst muß daher:
1. entweder heiter das Gefühl der Dekadenz pflegen, indem sie skrupulös alle Dinge beachtet, die für die Dekadenz charakteristisch sind – die Nachahmung der Klassiker, die Reinheit der Sprache, die übermäßige Pflege der Form, sie alle kennzeichnend für schöpferisches Unvermögen;
2. oder mit der gesamten Schönheit der Gegenwart vibrieren lassen, mit der ganzen Woge von Maschinen, Handel und Industrien ...[17]

Die moderne Kunst – das ist für Pessoa in erster Linie die Literatur. Er hat Schopenhauer und Nietzsche gelesen, Max Nordaus „Entartung”, die französischen Décadents. Er ist Mitherausgeber der portugiesischen Avantgarde-Zeitschrift „Orpheu”, die sich als aristokratisch, elitär und anti-bürgerlich versteht und nach zwei Nummern eingestellt werden muss. Er veröffentlicht in allen wichtigen Zeitschriften Portugals. Seinen Lebensunterhalt verdient er von 1908 bis zu seinem Tode als Außenhandelskorrespondent in einer Stoffhandlung.

Gleichzeitig ist Fernando Pessoa aber auch noch Alberto Caeiro, Ricardo Reis, Àlvaro de Campos, Bernardo Soares und eine Vielzahl weiterer Personen. Sie alle sind Teile seiner Persönlichkeit, manche von ihnen Dichter ihres Lebens. Die literarischen und philosophischen Erfahrungen und Empfindungen, die sich in Pessoa versammelt haben, verlangen in all ihrer Widersprüchlichkeit nach Ausdruck. Pessoa ist nicht der Mensch, sich für eine Richtung, eine Anschauung, einen Stil zu entscheiden. Alle haben ihre Berechtigung und ihre Gültigkeit.

Ihn beschäftigen die großen Themen der Philosophie und der Dichtung seines Jahrhunderts: das Bewusstsein, das Ich, die Einsamkeit. Und er ist ganz ein Kind seiner Zeit, wenn er sozusagen den Boden unter den Füßen vermisst. Dem modernen Menschen sind die Wurzeln abhanden gekommen. „Ich gehöre zu einer Generation, die den Unglauben an den christlichen Glauben geerbt und in sich den Unglauben gegenüber allen anderen Glaubensüberzeugungen hergestellt hat. Unsere Eltern besaßen noch den Impuls des Glaubens und übertrugen ihn vom Christentum auf andere Formen der Illusion.“[18]

Mit dem christlichen Glauben verloren auch christliche Werte ihre Bedeutung. Das Bild des Menschen von sich selbst als Ebenbild Gottes verblasste und an seine Stelle rückten immer neue Fragezeichen. Wie können wir uns erkennen? „Der Mensch darf sein eigenes Gesicht nicht sehen können. Das ist das Allerschlimmste. Die Natur verlieh ihm die Gabe, sein Gesicht ebenso wie seine eigenen Augen nicht ansehen zu können.“[19]

Es ist das uralte Dilemma des Gefangenseins im eigenen Körper, der Unmöglichkeit, aus sich herauszuschlüpfen, sich selbst von außen zu betrachten. Pessoa bezeichnet diese Nicht-Fähigkeit hier als eine Gabe, von der Natur verliehen. Im Text heißt es weiter, dass wir uns im Wasser der Seen und Flüsse erblicken können – aber um einen Preis, der Symbolcharakter hat: Wir müssen uns bücken.

Fernando Pessoa lebte die Widersprüche. Er liebte die Literatur und er vermisste schmerzlich den Widerhall seiner zerrissenen Zeit in ihr. „Was kann ein genialer Mensch bei dem heute spürbaren Mangel an Literatur anderes tun, als sich ganz allein in eine Literatur verwandeln?“[20] Eine Literatur, die die wichtigsten Strömungen der Philosophie und Kunst ihrer Zeit einfängt und damit gleichzeitig ein Bild des Lebensgefühls einer Epoche widerspiegelt.

In Pessoa waren sie alle vertreten. Und alle forderten nachdrücklich ihren Ausdruck. Pessoa kämpfte nicht um eine Entscheidung, um einen Stil, eine Überzeugung. Er spürte sie alle in sich und verhalf ihnen allen zu ihrem Recht. Seine eigene Person trat zurück und ließ anderen, die in ihm auftraten, mindestens gleichberechtigten Raum.

Da äußerten sich der Meister der Bukolik Alberto Caeiro, sein Oden schreibender Jünger Ricardo Reis und der begeisterte Futurist Àlvaro de Campos. Pessoa erschuf Biografien für die Dichter der Werke, die er schrieb. Es entstanden Persönlichkeiten mit eigener Lebensgeschichte und Charakter. Alle bildeten sozusagen eine Familie: Sie kannten sich und verkehrten miteinander, bewunderten den anderen oder übten herablassend Kritik an ihm. In Literturzeitschriften veröffentlichten sie unter eigenem Namen Manifeste und Gedichte und heizten damit die an sich schon heftigen Debatten der Zeit kräftig an.

Pessoa veröffentlichte nicht unter Pseudonymen. Er selbst sagte dazu: „Das, was Fernando Pessoa schreibt, gehört zwei Arten von Werken an, die wir orthonym und heteronym nennen könnten. Man kann nicht sagen, daß sie anonyme oder pseudonyme Werke sind, da sie es wirklich nicht sind. Das pseudonyme Werk ist das des Autors in Person, nur daß er es mit einem anderen Namen zeichnet; das heteronyme ist das des Autors, der seiner Person entäußert ist ...“[ 21] Octavio Paz begründet: „Caeiro ist ein Heteronym von Pessoa: es ist unmöglich, sie zu verwechseln.“[22]

Und damit gelingt Pessoa das Kunststück, aus verschiedensten Augen auf die Welt zu blicken. Pessoa wird zur „Allperson“.[23] Pessoa hat sich eine fast unüberschaubare Anzahl von Menschen geschaffen, in die er sich nicht hineinversetzen muss, um mit ihnen zu denken und zu fühlen, sondern die aus ihm selbst heraus ihre Gedanken, ihre Empfindungen, ihre Weisheit speisen und ausdrücken. Mit der Erschaffung der Heteronyme gelingt es ihm, die Widersprüche in sich zu dulden und zu bejahen, ja, sie in Kunst zu verwandeln.

Nicht alle seine Heteronyme waren Dichter oder literarisch besonders interessiert. Manche seiner Geschöpfe sind uns nur als Briefeschreiber bekannt, so der Chevalier de Pas, dem der kleine Fernando schon 1894 Briefe an sich diktierte, Alexander Search veröffentlichte Jugendgedichte, ein Herr Crosse existierte nur, um an Kreuzworträtseln teilzunehmen, bei denen Geldgewinne lockten, die der real existierende Pessoa gut hätte brauchen können.

Diese Personen sind allesamt Randerscheinungen in Pessoas Werk bzw. als entfernte Verwandte und Bekannte in einer selbst geschaffenen Welt aufzufassen. Die wichtigsten Heteronyme sind seine Dichter Alberto Caeiro, Ricardo Reis und Àlvaro de Campos. Nicht vergessen werden darf der Verfasser des „Buches der Unruhe”, Bernardo Soares, in welchem am ehesten die Person Pessoas wiederzuerkennen ist.

Alberto Caeiro (1889-1915) trat am achten März 1914 zum ersten Male in Erscheinung. Er schrieb in einer Art Ekstase etwa dreißig Gedichte in einer Nacht nieder. In ihm sei sein Meister zum Vorschein gekommen, meinte Pessoa.

Caeiro ist Begründer eines bukolischen Neuheidentums. Er hat es sich zur Pflicht gemacht, nicht zu denken, sondern nur zu schauen. Er will den Augenblick mit seiner Lyrik festhalten. Da das aber ebensowenig möglich ist wie der völlige Verzicht auf Gedanken, entstehen Gedichte, in denen „von Naturphänomenen geredet wird, auch wenn im Grunde philosophische Ideen Pate stehen.“[24]

Alle Dinge, die wir sehen, müssen wir wirklich zum ersten Mal sehen, weil es ja wirklich das erste Mal ist, daß wir sie sehen. Und dann ist jede gelbe Blume eine neue gelbe Blume, auch wenn es dieselbe von gestern ist. Wir sind nicht mehr dieselben und die Blume ebensowenig[25],

erklärt Caeiro in einem Gespräch seinem Schüler Àlvaro de Campos. Er erläutert ihm sein Verständnis von der Existenz und vom Nichts:

Wenn er [d. i. der Raum] zu Ende ist, dann kommt eben gar nichts mehr ... Was keine Grenzen hat, existiert nicht. Existieren heißt ja, daß auch irgendetwas anderes da ist und daß darum alles begrenzt ist. Ist es denn so schwer zu begreifen, daß ein Ding ein Ding ist und nicht immerfort ein anderes, das jenseits davon liegt?[ 26]

Caeiro glaubt an nichts, er existiert. Octavio Paz bezeichnet Caeiro als die Sonne in Pessoas Werk, um die die anderen Dichter-Heteronyme und Pessoa selbst kreisen. „... die Sonne hat kein Bewußtsein ihrer selbst, denn bei ihr sind Denken und Sein ein und dasselbe.“[27] Caeiro steht für das, was der moderne Mensch seit Urzeiten verloren hat und was er nie wieder sein können wird: „... der mit der Natur versöhnte Mensch. Der Mensch vor dem Christentum, gewiß, aber auch noch vor der Arbeit und vor der Geschichte. Vor dem Bewußtsein.“[28]

Paz sagt, Caeiro negiere durch seine bloße Existenz alle Ästhetiken, alle Werte, alle Ideen. Denker haben Ideen. Für den Weisen sind Leben und Denken nichts voneinander Geschiedenes. Caeiro sieht die Wirklichkeit vor sich liegen – man kann sie mit Händen anfassen. Wie kommen Menschen auf die Idee, sie sei nicht greifbar? Für Caeiro ist das Wort, mit dem er den Stein benennt, nicht der Stein, aber beide sind für ihn gleich wirklich. Caeiro ist ein Mythos, der die Poesie begründet. [29] „Der unschuldige Dichter braucht die Dinge nicht zu benennen; seine Worte sind Bäume, Wolken, Spinnen, Eidechsen.“[30] Die Begriffe „sind die Brücken, die wir zwischen ihnen und uns schlagen”, um unser „Heimweh nach der wirklichen Wirklichkeit der Dinge“[31] zu stillen.

Ricardo Reis (1887-1935) war der erste Schüler Alberto Caeiros. Er war Monarchist und ging 1919, mit der Gründung der ersten portugiesischen Republik, ins freiwillige Exil nach Brasilien. Reis ist der Inbegriff des dekadenten Neoklassikers. In seinen Oden haben sich Epikureertum und Stoizismus auf eine eigentümliche Art verbunden. Für ihn schwebt über allem Leben die drohende Macht des Schicksals. Dem Menschen bleibt keine Wahl, er kann sich nur abfinden. Christus ist ein Gott unter den anderen heidnischen Göttern und gleich ihnen nicht am Treiben der Menschen interessiert. Dem Christen legt Reis ans Herz:

Bedenk, ausschließlicher Verehrer Christi,
die Vielgestalt des Lebens und der Tage,
    nur wenn wir vielgestaltig sind wie sie,
    sind eins wir mit der Wahrheit und allein.[32]

Reis rät, der Mensch solle ein Minimum an Schmerz anstreben und vor allem Ruhe suchen. Zu seinen Überzeugungen ist die strenge Form seiner Oden mit ihrem Gleichmaß ein hervorragender Beleg.

Àlvaro de Campos (1890-1935), der zweite Schüler Caeiros, war in einer frühen Schaffensphase ein stürmischer Entwickler des Sensualismus, des portugiesischen Pendants zum Futurismus. Er lebte nach der Devise: In völliger Wert-Freiheit alles auf jegliche Weise fühlen. Er feierte das neue Zeitalter, die Schönheit und Kraft, die in der Bewegung der Maschinen steckt. Seine „Triumph-Ode” (um 1915) gipfelt in den Versen:

Ja, könnte ich mich zum Ausdruck bringen, wie sich ein Motor ausdrückt!
Vollständig sein wie eine Maschine!
Ins triumphierende Leben rollen wie das letzte Automobil ...[33]

In den zwanziger Jahren erfährt seine Person und auch seine Dichtung eine bedeutende Veränderung. Seine Heftigkeit lässt nach, seine Dynamik zerfällt. Seine Hauptthemen sind nun: Entfremdung, Verlust des eigenen Ichs, Überdruss, Ekel. Er wird zu einem Dichter des existenziellen Scheiterns:

Meine Seele ist wie ein leeres Gefäß zerbrochen.
...
Ich habe mehr Empfindungen als zu der Zeit, als ich als Ich mich fühlte.
Ich bin eine Scherbenversammlung auf einer auszuschüttelnden Matte.[34]

Was war geschehen? Wir können vermuten, dass de Campos von der gleichen Krankheit ergriffen wurde, der viele Menschen in Europa inzwischen erlegen waren: „... der Erste Weltkrieg, der um einiges wirkungsvoller war als die großbürgerlichen Avantgarden, fegte über Europa hinweg und räumte auf mit seinen Werten und Gewißheiten.“[35] Für die alten Werte, die schon vor der Jahrhundertwende kränkelten und dahinsiechten, fand sich kein Ersatz. Den Zerstörern blieben nur die Trümmer. Die Euphorie von Menschen wie de Campos war ausgebremst worden. Die Frage nach dem Sinn menschlicher Existenz – brennender als zuvor – schien weiter von jeglicher Antwort entfernt.

Der gescheiterte de Campos begann, sich in besonderem Maße in Pessoas Leben einzumischen. Vertrat er ihn anfangs noch in Zeitschriften, wo er lautstark politische Manifeste veröffentlichte, während Pessoa unerkannt und unbehelligt im Hintergrund bleiben konnte, so nahm er mit der Zeit eine Eigendynamik an, der Pessoa nichts Rechtes entgegenzusetzen vermochte. Das fällt besonders auf, wenn man seine Rolle betrachtet, die er in der wohl einzigen Liebesbeziehung Pessoas zu einer Frau, Ophélia Queiroz, einnahm.

De Campos mochte Ophélia von Anfang an nicht. Es ist zu vermuten, dass er in ihr eine Konkurrentin um Liebe, Zeit und Aufmerksamkeit Pessoas sah. Ophélia wusste um die Art von de Campos' Existenz. An Pessoa schrieb die entnervte Geliebte: „Wenn du mir schreibst, sorg dafür, daß dein Freund nicht in der Nähe ist, verstanden? Hör zu, schick ihn nach Indien ...“[36]

Pessoa antwortete: „Mein Schicksal gehorcht einem anderen Gesetz, von dessen Existenz Sie nicht wissen, und ist immer mehr dem Gehorsam gegenüber Meistern unterworfen, die nichts erlauben und nichts verzeihen.“[37] Die Beziehung zu Ophélia endete nach einem halben Jahr.

Unter den bereits erwähnten, wichtigsten Heteronymen bezeichnete Pessoa Bernardo Soares als sein Halbheteronym: „Ich bin es, minus die Vernunftüberlegung und die Gefühlserregbarkeit “[38]. Die Parallelen in Person und Leben sind unübersehbar, eine Identität besteht jedoch nicht. Soares ist Hilfsbuchhalter. Sein „Buch der Unruhe“ ist eine Aufeinanderfolge von kurzen Abschnitten, d. h. Texten von wenigen Sätzen bis zu wenigen Seiten. Es liegt kein erzählender Inhalt vor, sondern eine Ansammlung von Notizen, Fragmenten, Aphorismen, die miteinander in lockerer Assoziation verbunden scheinen und insgesamt eine sehr offene Form bilden, die es erlaubt, an beliebiger Stelle mit der Lektüre zu beginnen bzw. fortzufahren – wir haben das schon in Kapitel II bei Nietzsche kennen gelernt.

Bernardo Soares' Thema ist eine „Ästhetik der Gleichgültigkeit“[39], in welcher er die eigene Person im doppelten Sinne des Wortes aufgehoben sieht.

... seine Existenz ist angesiedelt zwischen dem Leben und dem Bewußtsein des Lebens, zwischen dem Sein und der Vorstellung vom Sein, zwischen sich selbst und der Vorstellung von sich selbst, zwischen der Wirklichkeit, die er betrachtet und der Wirklichkeit, die er in seiner literarischen Beschreibung reproduziert. [40]

Soares nimmt wahr und denkt. Denken ist zerlegen und damit zerstören, sagt er. Wahrnehmung ist gleichzeitige Veränderung der Voraussetzungen der Wahrnehmung. „Der Blick ... ist das, was sich außerhalb des Ich befindet und was das Ich sich zu eigen macht, er ist die Außenwelt, die zum Ich wird.“[ 41]. Soares, der seine Notizen oft im Zustand überreizter Schlaflosigkeit schrieb, in einer Verfassung, die einerseits besonders klare Gedanken bescheren kann, andererseits von einem ständigen Weggleiten in eine traumartige Welt begleitet wird, lässt beides gleichzeitig gelten. Es gelingt ihm, sich aus der Zwiespältigkeit der Gegensätze zu befreien. Er lässt eine Gleich-Gültigkeit zu: Wirklichkeit/Traum, Ich/Nicht-Ich, Natur/Geist.

Seine Aufzeichnungen vermitteln uns einen faszinierenden Blick in eine Welt, in der das Unbewusste und das Bewusste gleichzeitig existieren und in dieser Existenz voll angenommen werden. „So wie man aus zwei Gasen, wenn ein elektrischer Strom durch sie hindurchfährt, eine Flüssigkeit machen kann, so macht man aus zweierlei Bewußtsein – dem unseres konkreten und dem unseres abstrakten Seins – wenn das Leben und die Welt durch sie hindurchgehen, ein höheres Bewußtsein.“[42] Am „Buch der Unruhe” arbeitete Pessoa zwanzig Jahre lang bis zu seinem Tode.


Das Perspektivische – ein Vergleich

Nietzsche und Pessoa bevorzugen beide in ihren Werken die offene Form. Der Kurzessay und der Aphorismus bestimmen wesentliche Teile ihrer Schriften. Dabei haben diese Kurz-Texte bei beiden eine Tendenz, ihre singuläre Stellung aufzugeben. Das liegt daran, dass sie oftmals um dieselben oder ganz ähnliche Themen kreisen bzw. assoziativ weiterverfolgt werden. Bei beiden Autoren konnten wir sagen, dass zumindest Teile ihres Werkes einen Lesebuch-Charakter haben: Wir können die einzelnen Abschnitte für sich lesen, wir können anderntags an anderer Stelle fortfahren und gewinnen vielleicht ein ganz anderes Bild derselben Sache.

Der Aphorismus scheint prädestiniert für eine Form des perspektivischen Sehens und Denkens. Er fordert vom Leser die geistige Auseinandersetzung und lehnt jegliches Systemdenken ab. Nietzsche, der stets „m e h r  Augen, verschiedne Augen“[43] auf eine Sache werfen will, bedient sich damit des angemessensten Mittels, so viele Standpunkte wie möglich einzunehmen, um sich dem Ganzen so weit wie möglich anzunähern.

Pessoa schafft sich mit den Heteronymen  m e h r   Augen im Sinne Nietzsches. Der Aphorismus steht bei ihm aber nicht so stark unter der Forderung, eine Sache von vielen Seiten zu betrachten. Er ist mehr Ausdrucksmittel der Gleich-Gültigkeit. Eine Sache wird unter einem bestimmten Aspekt betrachtet – vielleicht eine im Regen glänzende Straße. So, wie mit den Sonnenstrahlen das Wasser verdampft und die Umgebung ein anderes Bild bietet, verändern sich auch die Sicht und damit die Assoziationen Pessoas. Er scheint die Veränderung des Standpunktes nicht in sich zu suchen, sie drängt sich ihm vielmehr von ganz allein auf: von außen durch einfaches Sehen, Wahrnehmen und Gelten-Lassen, von innen durch die Heteronyme.

Bei Nietzsche hat der Aphorismus die Funktion einer Sammlung von pointiert zugespitzten, treffenden Aussagen, deren Widersprüchlichkeit den Kern dessen ausmachen, um das es ihm jeweils geht: Erst die Summe unzähliger Einzelwahrheiten bringt uns der Vollständigkeit unseres Begriffes und einer Objektivität näher. Er strebt damit bewusst ein unerreichbares Ziel an.

Sowohl Pessoa als auch Nietzsche sehen die Unmöglichkeit einer Identität von Dingen in der Zeit. Für Caeiro ist jedesmal, wenn wir etwas sehen, das erste Mal, denn seit dem letzten Sehen haben wir selbst uns verändert und das Objekt, das wir sehen, sich ebenfalls. Nietzsche fordert immer sofort nach der ersten eine zweite Aussage über eine Sache – aus der gleichen Überlegung heraus. Aus beider Verfahrensweise ergibt sich, dass ein notwendiges Stilmittel das Paradoxon sein muss.

Dem Widerspruch begegnen bedeutet auch, sich zu entscheiden: Muss ich eine Sicht verwerfen zugunsten der anderen? Will ich Klärung? Oder ist es mir möglich, mit beiden auszukommen, den Widerspruch auszuhalten? Wir haben gesehen, dass Nietzsche und Pessoa beide unbedingt fordern, die Gegensätze auszuhalten. Wenn es verschiedene Anschauungen einer Sache gibt, so sind das Teilaspekte ihrer Gesamtheit und wir kennen eben nur noch nicht  a l l e  Aspekte.

Mit dieser Überzeugung und dem Willen, danach zu leben, stellt man sich nicht außerhalb, so doch an den Rand der Gesellschaft. Im täglichen Leben gelten bestimmte Wahrheiten als unumstößlich. Wir sind mit ihnen aufgewachsen und sie regeln unser Miteinander. Es erleichtert das Leben ungemein, wenn wir uns an bestimmte Dinge halten. Was aber, wenn wir erkennen, dass es genauso gut auch ganz anders sein könnte? Kann man mit diesem Wissen einfach so weiterleben wie bisher?

Das Perspektivische, zum Prinzip erhoben wie bei Nietzsche und Pessoa, birgt zwei Gefahren in sich. Verschiedene, ja widersprüchliche Ansichten zu einer Sache gelten lassen, heißt: niemals zu einer endgültigen Überzeugung zu gelangen. Im philosophischen und dichterischen Denk- und Empfindungsprozess mag das ausgesprochen befruchtend sein. In konkreten Lebenssituationen dagegen wird eine solche Haltung zur Entscheidungslosigkeit und zur Lähmung der Handlungsfähigkeit führen. Gleich-Gültigkeit fordert nicht zur Parteinahme auf. Den Widerspruch aushalten, auch noch das Nichts anerkennen, ist eine Haltung nur für sehr starke Menschen. Wir haben uns mit unserer Vernunft über Jahrhunderte und Jahrtausende von einem unschuldigen Urzustand, einer mythischen Zeit, entfernt. Die Vernunft lüge, sagt Nietzsche, unsere Sinneswerkzeuge dagegen nicht. Pessoa würde sich dieser Aussage sofort anschließen.

Wer Widersprüchliches gelten lässt und nicht ein für allemal entscheidet, was davon weiterhin gelten darf und was verworfen werden soll, der wird zum Randgänger der Gesellschaft. Er wird es auf eine radikale Weise werden, denn kaum einer wird ihm dorthin folgen. Das Ergebnis wird eine ebenso grandiose wie vernichtende Einsamkeit sein.

Einsamkeit ist ein alle Werke durchdringendes Thema sowohl bei Pessoa als auch bei Nietzsche. Die Abwesenheit von Brüdern und Schwestern im Geiste lässt Nietzsche Rollen ausprobieren wie den Freigeist, den Zarathustra oder den Prinzen Vogelfrei. In seinen Schriften finden wir einen grundlegenden Gegensatz wieder, der ausgehalten werden muss: Die Spannung zwischen Einsamkeit und Wille zur Wirkung auf andere.

Nietzsche war sich der Bedeutung seiner Werke stets bewusst. Er fühlte sich jedoch als ein seiner Zeit voraus Denkender. Die Zeit schien noch nicht reif für Gedanken wie es die seinen waren. In seinen letzten wachen Jahren fürchtete er einen aufziehenden Wahnsinn. Er war vermutlich an Syphilis erkrankt. Nach seinem Zusammenbruch im Alter von 44 Jahren diagnostizierten die Ärzte eine fortgeschrittene Paralyse.

Bei Pessoa kam es zu einer Aufspaltung der Persönlichkeit. Er vermochte nicht, gleichzeitig zu empfinden und zu denken. Vielmehr: Er vermochte es schon, aber er lehnte es ab. Das eine erschien ihm so wesentlich wie das andere. Aber Empfinden störte das Denken und umgekehrt. Beides funktionierte nicht miteinander. Wohl aus dieser Not heraus meldeten sich seine Heteronyme zu Wort und vertraten die unterschiedlichsten Ansichten.

Pessoa hielt sich gewöhnlich für ein Nichts, für einen unbedeutenden Außenhandelskorrespondenten, der ein geregeltes Arbeitsleben hatte und seine Freizeit der Literatur widmete. Dass Caeiro, Reis, de Campos und Soares große Literartur verfassten, war ihm bewusst, aber er schrieb es nicht seiner eigenen Person zu.

Das portugiesische Pessoa bedeutet übersetzt Person, Mensch oder auch Maske. Pessoa verstand es meisterhaft, sich Masken aufzusetzen. Er schrieb für die Truhe, in der die Werke seiner Heteronyme sich stapelten und erst nach seinem Tode entdeckt wurden. Zeitlebens fürchtete er, wie seine Großmutter in geistiger Umnachtung zu enden. Er suchte schriftlichen Rat bei zwei Psychiatern, allerdings ist nicht bekannt, ob er die Briefe jemals absandte. Bis heute ist nicht erwiesen, ob er an Schizophrenie litt. Er starb im Alter von 46 Jahren an den Folgen jahrelangen Alkoholmissbrauchs.

Es führte vielleicht zu weit, einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Lebensphilosophie und Krankheit zu sehen. Aber es ist doch zu vermuten, dass bei beiden Autoren das Denken über bestimmte Grenzen hinaus auch die Grenzen ihrer eigenen Kraft aufzeigte. Die Grenzen, von denen hier die Rede ist, bezeichnen das Ende des Gebietes, innerhalb dessen menschliches Denken auf seinen zumeist eingefahrenen Bahnen verläuft. Der Blick darüber hinaus und vielleicht aus diesen fremden Gebieten wieder zurück verlangt vom Menschen sehr viel: Alles, was er gelernt und verinnerlicht hat, abzulegen und wie ein neugeborenes Kind zu schauen.


Anmerkungen

Die in runden Klammern stehenden Zahlen verweisen auf das Literaturverzeichnis

[ 1 ] Vgl. (6), S. 322     [ 2 ] (1), S. 373     [ 3 ] Ebd. S. 374     [ 4 ] (3) 1, S. 563
[ 5 ] Ebd. S. 377     [ 6 ] Ebd. S. 550     [ 7 ] Ebd. S. 550     [ 8 ] Vgl. (5) S. 146
[ 9 ] (3) 2, S. 537 [ 10 ] (2), S. 398 [ 11 ] (3) 1, S. 420 [ 12 ] Ebd., S. 514
[ 13 ] Ebd., S. 23 [ 14 ] (1), S. 374 [ 15 ] (3) 3, S. 555 [ 16 ] Ebd., S. 555
[ 17 ] (8), S. 238f. [ 18 ] (13), S. 10 [ 19 ] (6), S. 258 [ 20 ] (13), S. 23
[ 21 ] (14), S. 96 [ 22 ] Ebd., S. 96 [ 23 ] (9), S. 78 [ 24 ] (13), S. 15
[ 25 ] (10), S. 135 [ 26 ] Ebd., S. 136f. [ 27 ] (14), S. 97 [ 28 ] Ebd., S. 97
[ 29 ] Ebd., S. 100 [ 30 ] Ebd., S. 99 [ 31 ] Ebd., S. 100 [ 32 ] (12), S. 64
[ 33 ] (13), S. 21 [ 34 ] Ebd., S. 22 [ 35 ] (15), S. 50f. [ 36 ] Ebd., S. 61
[ 37 ] Ebd., S. 144 [ 38 ] (I) [ 39 ] (7), S. 213 [ 40 ] (15), S. 77
[ 41 ] Ebd., S. 76 [ 42 ] (7), S. 236 [ 43 ] (2), S. 398


Literaturverzeichnis

Friedrich Nietzsche

• (1) Nietzsche, Friedrich: Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe, hg. v. Giorgio Colli u. Mazzino
Montinari, Berlin 1973.

• (2) Nietzsche, Friedrich: Gesammelte Werke in 23 Bänden, München 1920-1929, „Musarionsausgabe”.

• (3) Nietzsche, Friedrich: Das Hauptwerk Band 1-4, hg. v. Jost Perfahl, München 1993.

• (4) Nietzsche und die deutsche Literatur, Forschungsergebnisse, hg. v. Bruno Hillebrand, Tübingen, 1978.

• (5) Pütz, Peter: Thomas Mann und Nietzsche, in: Nietzsche und die deutsche Literatur, S. 121-154.

• (6) Vietta, Silvio: Die literarische Moderne. Eine problemgeschichtliche Darstellung der deutsch- sprachigen Literatur von Hölderlin bis Thomas Bernhard, Stuttgart 1992.


Fernando Pessoa

• (7) Pessoa, Fernando: Das Buch der Unruhe des Hilfsbuchhalters Bernardo Soares, Frankfurt a. M. 1987. Mit einem Nachwort des Übersetzers Georg Rudolf Lind.

• (8) Pessoa, Fernando: Alberto Caeiro. Dichtungen. Ricardo Reis. Oden, Frankfurt a. M. 1989. Mit einem Nachwort des Übersetzers Georg Rudolf Lind.

• (9) Pessoa, Fernando: Ein anarchistischer Bankier / Ein ganz ausgefallenes Abendessen, Berlin 1988. Mit einem Nachwort des Übersetzers Reinhold Werner: Die Gleichgültigkeit der Gegensätze.

• (10) Pessoa, Fernando: Àlvaro de Campos. Notizen zur Erinnerung an meinen Meister Alberto Caeiro, in: Akzente, Bd. 3, 11. Jg. 1964, S. 133-138.

• (11) Pessoa, Fernando: „Algebra der Geheimnisse“. Ein Lesebuch, Zürich, 1986.

• (12) Pessoa, Fernando: Kleine Anthologie aus dem Werk von Fernando Pessoa, in: Pessoa, Fernando: „Algebra der Geheimnisse“, Zürich 1986, S. 51-84.

• (13) Lind, Georg Rudolf: Fernando Pessoa – der vervielfachte Dichter, in: Pessoa, Fernando: „Algebra der Geheimnisse“, Zürich 1986, S. 5-50.

• (14) Paz, Octavio: Fernando Pessoa. Der sich selbst Unbekannte, in: Pessoa, Fernando: „Algebra der Geheimnisse“, Zürich 1986, S. 85-115.

• (15) Tabucchi, Antonio: Wer war Fernando Pessoa? München 1992.


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